Die Alben der Sendung vom 27. 11. 13

"Foreverly"

Ich habe es in den letzten Monaten immer wieder - an jeder möglichen und auch unmöglichen Stelle gesagt oder geschrieben: Country, Americana oder ganz einfach handgemachte Musik scheint der Punk der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts zu sein. Wie anders sollte man den Umstand erklären, dass sich immer mehr Musiker des Einfachen besinnen. Wenn jetzt Green Day-Frontmann Billy Joe Armstrong und Norah Jones die Akustikklampfen auspacken und bei ihrer Spurensuche über die Wurzeln „Everly Brothers“ stolpern, dann hat das mit dem so oft be-, ge- und vernutzten Wirt „Retro“ nix, aber auch rein gar nix zu tun.
„Foreverly“ haben das Pärchen ihr gemeinsames Album genannt und erweisen darauf in trauter Gemeinsamkeit den Brüdern Phil und Don Everly ihre Referenz - und wie. Quasi als Neuauflage kann nun eine Generation die Songs genießen, die die Everlys bereits 1958 auf ihrem Album „Songs Our Daddy Taught Us“ eingespielt hatten, einer Sammlung von Folksong aus dem quasi Familienerbe der Familie Everly.
Und diese Neuauflage ist nicht einfach ein schaler Aufguss oller Kamellen. Anderson und Jones bleiben zwar dem Vorbild treu, packen aber so viel Eigenständigkeit und Energie in ihre Neuinterpretation, dass man sofort ein Lagerfeuer entfachen möchte, um das alles in der angestammten Atmosphäre genießen zu können. Und noch etwas fällt dem geneigten Ohr auf. Parallelen tun sich da auf zu einem anderen Paar der Musikgeschichte. Als einst Gram Parsons und Emmylou Harris ihre Zweisamkeit besangen, hatte das eine ähnliche Energie wie diese Duette von Billy Joe und Norah. Ob die aber, wie einst Gram und Emmylou, auch privat harmonieren …? Egal, solange sie weiter zusammen solche Musik machen. Uwe Golz

****1/2

Reprise

 

"Moon"

Seit etwas mehr als zehn Jahren machen die Rumpke Mountain Boys Ohio in Sachen Bluegrass unsicher. „Moon“ heißt ihre aktuelle CD und unter diesem Mond möchte nicht nur der gestandene Bluegrass-Fan selbigen vor Spaß anheulen, denn es beweist: Bluegrass muss nicht immer aus Kentucky kommen! Aber das wissen wir ja schon lange.
Das Quartett bezeichnet seine Art von Bluegrass gerne auch als Trashgrass - worunter nun nicht Müll zu verstehen ist, sondern die gekonnte Mischung aus eben Blue- und Jamgrass. Um das wirklich zu verstehen, sollte man die vier vielleicht einmal live erlebt haben, denn erst auf der Bühne kommt ihre gnadenlose Improvisationslust wirklich zum Tragen - die Silberlinge würden das nicht überstehen.
Und darum gibt es rund um Cincinnati auch nichts Besseres. Immerhin wurden die Boys nun schon zum siebten Mal in Folge zur besten Bluegrasstruppe der Region gewählt. ego

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Leeway's Home Grown Music Network

 

„Rope That Rhythm“

Die Hanson Family Singers kommen aus Veneta in Oregon und sind eine echte Familie. Neben Papa Wayne und Mama Leslie sind auch noch ihre drei jüngsten von insgesamt sieben Kindern - Lisa, Theresa und Daniel - mit auf der Bühne. In ihren Songs lebt die Tradition der Cowboys weiter, hier wird gejodelt und voller Harmonien der weiten Prärie gedacht. So gehört ist ihr Album „Rope That Rhythm“ der perfekte Begleiter für alle die sich nach den „Tumblin' Tumbleweeds“ sehnen. ego

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The Hanson Family Singers

 

The Big E: A Salute To Steel Guitarist Budd

Buddy Emmons war ein Gigant - anders kann man das nicht ausdrücken -, ein Gigant der Steel-Gitarre. Legion die Bands und Künstler, mit denen er spielte und die er beeinflusste. Der Reigen reicht von Ernest Tubb über Roger Miller bis zum Genius of Soul, Ray Charles. Da war so ein Album wie „The Big E: A Salute To Steel Guitarist Buddy Emmons“ längst überfällig.
Ein wenig liest sich die Liste der Mitwirkenden wie ein „Who Is Who“ der Countrymusik: Emmylou Harris und Rodney Crowell sind mit dabei, natürlich auch Willie Nelson - wo fehlt der alte Mann eigentlich nicht? Little Jimmy Dickens verbeugt sich und auch Albert Lee. Und allen gemeinsam ist, das sie vieles aus dem Schaffen von Emmons neu beleben. Hits, die unter anderem in Zusammenarbeit mit Musiker wie John Sebastian entstanden, wie einer meiner Anspieltipps: „Rainbow All Over Your Blues“, hier dargeboten von Albert Lee und Jaydee Maness. Und nicht versäumen sollte man auch Gary Carters Version von „Shenandoah“. ego

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MPI / Warner Bros.

 

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