Kurz & bündig * 22. Januar 2014

von Uwe Golz

Railroad Earth „The Last of the Outlaws“

Das Sextett um ihren Mastermind Todd Sheaffer kommt aus der „Countryhochburg“ Stillwater, New Jersey. Geprägt von Grenzüberschreitungen ist auch dieses Album eine bunter Mischung aus Bluegrass und Jazz, Celtic Tunes und Rock ‘n‘ Roll - alles geschickt miteinander verwoben. Anspieltipps: The Last of the Outlaws & One More Night On the Road.

***1/2
Black Bear Records
Willie Nelson & Friends „From Third Man Records“

Über Willie Nelson kann man nun nicht wirklich Neues sagen. Auch das er keine Pause zu kennen scheint ist nun wirklich nichts Besonderes. Im vergangenen Jahr feierte er seinen 80. Geburtstag und das nicht zu knapp. Der amerikanische Country-TV-Sender CMT übertrug dann auch sein Geburtstagskonzert aus Austin - allerdings nur in gekürzter Version. Der Mitschnitt dieses Konzert wurde dann als „Vault Package #17“ auf dem Jack White-Label in voller Länge und dazu noch mit Bonusmaterial auf Vinyl veröffentlicht. So kennt man Willie und so lieben ihn seine Fans. Als Freunde waren diesmal Jack White, Neil Young, Leon Russell, Norah Jones, Jamey Johnson, Ashley Monroe und Sheryl Crow mit auf der Bühne.

***1/2

Third Man Records
Shoebox Letters „Better Times“

Das achte Album des Sextetts aus Portland, Oregon, ist ein Wendepunkt. War der Vorgänger, das leidlich erfolgreiche „Crossing Words“ noch von den elektrischen Gitarren geprägt, so klingen die „Better Times“ nach Mandoline, Steel Gitarre und akustischen Saiten. Das tut dem Album wohl und ist für mich ein Indiz, dass akustische Musik weiter auf dem Vormarsch ist.

***

Shoebox Letter
Blackie & The Rodeo Kings „South“

Stephen Fearing, Colin Linden, and Tom Wilson sind Roots-Rocker, denn Kanadier mit dem Begriff „Americana“ zu beschreiben fällt mir schwer. Und doch, die Wurzeln der Band, die sich auch gerne „BARK“ (Bellen) abkürzt, finden sich natürlich in den Genres der südlichen Nachbarn. So hat ihr „I’d Have To Be A Stone“ beispielsweise ein Soulfeeling, wie es einst die großen Balladen Motowns propagierten. Leider kann das Album nicht in allen Songs überzeugen, manchmal kommen die Gitarren etwas schrappelig daher und da hilft dann auch der Gesang nicht weiter. Letztlich aber - und das ist das Wichtige - bleibt ein gutes Gefühl, so kann Country-Pop gerne klingen,

***

Blackie & The Rodeo Kings
Mary Chapin Carpenter „Songs From The Movie“

Eine absolute Enttäuschung. Eigentlich ist ein neues Album von MCCt ja immer ein Grund zur Freude. Schließlich ist die Dame ist ja für ihre offenes Mundwerk berüchtigt und ihre Texte oft ein kleiner Genuss für jene, denen Political Correctness ein (nicht nur englisch/amerikanischer) Begriff ist.
Auf „Songs From The Movie“ steht sie nun vor einem großen Orchester und säuselt so vor sich hin, dass einem die entstehende Gänsehaut den Spaß vertreibt. Das ist nicht Missis Carpenter, das ist einfach nur fade und getragen von Möchtegerngröße. Eine Big Band erfordert mehr als nur gute Songs, sie erfordert eine Stimme, die dem Sound der Streicher und was das sonst noch auf die Ohren losgelassen wird, widerstehen kann. Aber auch hier werden sich wieder genügend Deckel für den Topf finden.

**

Concord / Universal
Ray Lani „Country Hardball“

Ray Lani hat sich seine Nische irgendwo zwischen Country-Pop und Country-Rock gesucht und auch gefunden. Kein Superstar der Szene, aber einer der seine Platten verkaufen kann. Der Mann mit der hohen Stirn wie einst Yule Brynner stammt aus Brentwood, New York, hat also einen typischen Countrybackground, und auf den lässt auch seine Lieblingsband schließen, The Beatles.
Es gibt Schlimmeres auf dem Markt, und da muss man nicht erst die Wendlerin als Vergleich bemühen. Doch gegen das Windelei ist Lani fast schon ein Paul McCartney.

***

Dimple Records
Ray Benson „A Little Piece“

Der Meister des Western Swing, Ray Benson, wünscht sich ein wenig Frieden („Give Me Some Peace“) und den gibt er sich mit seinem zweiten Solo-Album. Zehn Jahre hat er sich dafür Zeit gelassen und er hat den Swing von Asleep At The Wheel dann auch zu Hause gelassen. Und das ist gut so, denn, dass der 62jährige auch ein hervorragender Sänger ist, wird oft beim Swingen oft überhört. Fast alle Songs auf dem Album hat er selbst geschrieben, mit einer Ausnahme: Irgendwo grub er noch ein Lied aus, das einst zusammen mit Waylon Jennings entstand - ein kleines Schmankerl aus der Vergangenheit, das zeigt, der Mann war schon Americana, da wussten viele gar nicht, was das bedeutet. Man muss nur seine Hommage an J.J. Cale hören und weiß wie es geht. Oder wie Benson sagte: „JJ war der am meisten übersehene Musiker in der Geschichte des Pop. Verdammt, ich habe immer den Blues gespielt, ich kannte ihn, ich lebte ihn - und keine andere wusste es.“ Genau!

****

Bismeaux Productions
Kitchen Dwellers „Kitchen Dwellers“

Dieses Quintett kommt aus dem schönen Montana und sie machen Musik, die in die Beine und das Herz geht. Seit drei Jahren spielen sie zusammen und konnten bereits für The Deadly Gentlemen und Railroad Earth (s.o.) das Vorprogramm bestreiten. Sagt zwar nicht alles, aber vieles. Einfach gute Musik.

***1/2

Kitchen Dwellers
Home Free „Crazy Life“

Nein, A-Capella-Countrybands wachsen nicht auf jedem Baum. Und ich denke HomeFree haben da eine Sonderstellung. Aber das Publikum liebt sie: Bereits am VÖ-Tag des Albums „Crazy Life“ schwang es sich zu Platz eins der iTunes-Countrycharts auf. Sicher, Hardcore-Countryfans werden ihre Probleme haben, aber das ist Country der besonderen Art.
Chris Rupp, der Baritone der Gruppe, hat Home Free vor 13 Jahren am College gegründet. Und der Erfolg stellte sich ziemlich schnell ein. Denn hier kommt wieder ein besondere Stilmix zum Tragen. Ein bisschen Reggae, Groove, Pop und eine Menge Stimmen.
Für „Ring of Fire“ holte man sich Avi Kaplan, den Bass von Pentatonix, als Unterstützung ins Studio - und das ist mein Anspieltipp.

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Sony

http://www.youtube.com/watch?v=XbvDYhx6AH4

http://albumstreams.com/s/home-free/crazy-life

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